Lieferung direkt in die Umkleide – Bonprix eröffnet neuen Store in Hamburg
„Bist du bereit“ … lautete der Slogan, mit dem der Online-Händler bonprix (Otto Gruppe) Anfang des Jahres sein Personal-Recruiting startete. Über online-Jobportale und den direkten Kontakt auf Karrieremessen und -events wurden Mitarbeiter für das neue stationäre Konzept „Fashion Connect“ auf der Hamburger Mönckebergstraße gesucht. Ein klassisches Bewerbungsgespräch war es dann auch nicht gerade, was die Bewerber erwartete …
Bonprix Retail-Chef Daniel Füchtenschnieder hat die Bewerber zum Grillen geladen. Dabei brutzelte der Chef selbst. In lockerer Runde bei Bratwurst und Limo wurde sich über Aufgaben, Ziele und Arbeitszeiten ausgetauscht. Wunsch war es, Mitarbeiter zu gewinnen, die anders denken, keine klassische Verkaufserfahrungen mitbringen mussten, aber durchaus versiert im Umgang mit Menschen sind. „Wir wollten ein Team aus modebegeisterten und digital-affinen Menschen zusammenstellen. Trendgespür und Empathie sollen Technik und Technologie ergänzen,“ erklärt Füchtenschnieder. Et voilà: Kandidaten und Kandidatinnen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Hotelgewerbe und Bildungswesen oder mit technisch-handwerklichem Ausbildungshintergrund bekamen den Zuschlag. Insgesamt arbeiten 16 Mitarbeiter im Store: Neun auf der Fläche und sieben weitere im Lager. „Das Team organisiert sich komplett selbst. Untereinander werden Arbeits- und Urlaubszeiten abgesprochen.“ Es sei spannend, zu sehen, wie unterschiedlich die Verkäufer – die hier Fashion Assistants heißen – mit den Kunden umgingen, erläutert Füchtenschnieder, der selbst eine sehr direkte und unkomplizierte Kommunikation mit den Mitarbeitern pflegt: „Ihre Aufgabe ist es, sich vollständig auf den Kunden zu konzentrieren.“ Geprägt durch ihre bisherigen Berufe, beobachte er beispielsweise mehr Verständnis oder auch eine pragmatische Herangehensweise, wenn schnelle Lösungen gefragt sind.
Die Kundin wird komplett App-assistiert durch die Stationen des Shops geführt.
Im Store hängt nur ein Teil von jedem Style bei ca. 350 Artikeln. Notwendig ist eine App, die die Kundin auf ihr Handy lädt. Mit Betreten des Stores wird sie aktiviert, um dann über einen QR-Code, der sich an jedem Teil befindet, ihre gewünschte Größenauswahl zu bestellen. Wenige Minuten später hängen die Teile dann eine Etage tiefer in einer reservierten Kabine zum Anprobieren. Wobei Nachbestellungen anderer Größen aus der Kabine heraus per Click möglich sind. Auch kann eine Verkäuferin zu Beratungszwecken angefordert werden. Mitgenommen wird nur, was gefällt, alles andere verbleibt in der Kabine. Die ausgewählten Artikel werden per RFID erfasst. Bezahlt werden kann per PayPal, Kreditkarte oder ganz klassisch in bar. Der typische Kassentresen fehlt – stattdessen gibt es Theken mit Bildschirmen und Wasserspendern. „Die Kundin wird komplett App-assistiert durch die Stationen des Shops geführt, um ein komfortables Shopping-Erlebnis entstehen zu lassen.“
Fashion Connect versteht sich nicht als Markenflagship, sondern als experimentelles Shopping Lab. Permanente Veränderung ist Konzeptbestandteil. Das erklärt auch die eher zurückhaltende Warenpräsentation. Auf umfangreiche Dekoration oder die übliche atmosphärische Inszenierungs-Ouvertüre im Eingangsbereich wird weitestgehend verzichtet. Die Warenpräsentation ist klar strukturiert und der auf den Mannequins präsentierte Look hängt gleich daneben auf der Kleiderstange. Hohe Tische in Holzoptik mit Barhockern und Bildschirmen wirken kommunikativ und nicht wie Kassenzonen. Bunt wird’s im Untergeschoss: Rote durchsichtige Plexiglasfächer dominieren die Optik. Hier warten die Lieferungen auf Abholung, die online von zu Hause getätigt wurden. Die Lounge mit gemütlichen knallroten Polstern ist mit griffbereiten Tablets ausgestattet.
Realisiert wurde das Storekonzept von Vizona „in enger und sehr professioneller Zusammenarbeit, was für den ersten Store mit vielen digitalen Schnittstellen besonders wichtig war,“ betont Füchtenschnieder. Nach nächsten visionären Schritten in der digitalen Shoppingwelt gefragt, könnte er sich die Integration weiterer Warengruppen wie Möbel und Wohnaccessoires per Argumented reality auf der Fläche vorstellen.
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