Kunst: das neue Segment im Modehandel

08.09.2022 | Interview, Kunst

Der Kölner Store Apropos ist bekannt für exklusive Mode, kuratierte Sortimente und elegantes Interior. Warum also die Expertise nicht auf weitere Sortimente übertragen, die zur Zielgruppe passen: Modehandel trifft auf Kunstgalerie. Neben dem neuen Wintermantel landet jetzt auch das passende Bild im Warenkorb. Design Lodge hat nachgefragt, wie das funktioniert.

Der Luxusstore Apropos Köln hat seine Fläche kürzlich nicht nur um eine imposante Schuhabteilung erweitert. Hinzu kam auch das Café „Lacy`s Patisserie“. Ob Frühstück oder Brunch – zwischen luxuriösen Fashion-Pieces avanciert jeder Latte Macchiato zum Highlight. Die Inhaber Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo führen deutschlandweit sechs exklusive Concept Stores. Investiert wird auch immer wieder in aufwändiges und innovatives Interior Design: Quasi nebenbei bekommt die design-affine Kundschaft subtile Stilberatung für die heimischen Vierwände mitgeliefert. Da lag es nahe, das bestehende Sortiment aus Bekleidung, Kosmetik, Büchern und Home- Accessoires nun um Kunst zu erweitern. Was dereinst Luxushobby einiger Weniger war, ist schon lange zum Sammler-Spaß für viele geworden. Gerade während der Pandemie wurde mehr denn je in Malerei, Fotokunst und Plastik investiert. Damit stieg auch der Beratungsbedarf oder zumindest der Wunsch nach Orientierung in einem schwer zu durchschauenden Markt. Warum also nicht die Stil-Expertise aus Mode und Kosmetik auf ein neues Segment übertragen? Mit der Kunst-Plattform misa.art, betrieben von der Galerie König Berlin, war der geeignete Partner gefunden. Design Lodge wollte von misa.art Direktorin Katja Andreae wissen, wie die Kooperation angenommen wird und was es noch für Pläne gibt.

Wie kam es zu der Kooperation mit Apropos Köln?

Synergien zwischen Kunst und anderen Disziplinen zu nutzen, ist ein wichtiges Credo bei misa.art. Da sich misa.art bei der Suche nach Kooperationspartnern grundsätzlich offen aufstellt, war es eine Frage der Zeit, sich in irgendeiner Form mit der Mode zusammenzutun. Der Kontakt entstand letztlich durch Johann König, der viele Beziehungen ins Rheinland pflegt. Mit einem Flagship Store in Köln, war eine Zusammenarbeit mit einem Concept Store wie Apropos daher naheliegend.

Wie ist die Zusammenarbeit ausgestaltet: kuratiert misa.art auch Exponate in den Stores von Apropos Köln, gibt es gemeinsame Events etc…?

Die Zusammenarbeit definierte sich bisher durch Offline-Präsentationen in unterschiedlichen Apropos Store. Als Online-Marktplatz ist der digitale Raum der wichtigste Verkaufskanal für misa.art. Das haptische Erlebnis darf aber ebenso wenig außen vorgelassen werden. Insofern veranstaltet misa.art in regelmäßigen Abständen sogenannte Artist Fairs, Ausstellungen, die parallel zu wichtigen Kunstereignissen (Gallery Weekend, Art Week, etc.) stattfinden. Die Pop-Up Ausstellungen in den Apropos Store sind eine Erweiterung dieses Gedankens. Die Kunst wird aus dem digitalen in den physischen Raum verlagert und über einen bestimmten Zeitraum ‚Offline‘ präsentiert. 

Das Schöne an Zusammenarbeiten wie diesen ist die Nutzung unkonventioneller Präsentationsorte. So wird die Kunst eben nicht im klassischen White Cube gezeigt, sondern in einem Concept Store.

Die Kuration oblag misa.art, wobei das Konzept natürlich gemeinsam erstellt wurde. Der Fokus bei der Zusammenarbeit liegt auf jungen, aufstrebenden Künstler:innen, deren Handschriften zu Apropos passen.

Wie ist die bisherige Kooperation gelaufen? 

Die Kooperation zwischen Apropos und misa.art ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich Zielgruppen überschneiden können.

In beiden Fällen ist eine hohe Affinität für Ästhetik und Design vorhanden, gepaart mit viel Neugierde und Entdeckungslust in das Eintauchen neuer Welten.

Die Kernzielgruppe von misa.art entspricht sicherlich nicht der einer ‚klassischen‘ Kunstgalerie. Mit unserem Vorhaben „die Kunst zu demokratisieren“, möchten wir eben auch Personen ansprechen, die vielleicht noch keinen Zugang zur Kunst gefunden haben, jedoch sehr interessiert daran sind zu kaufen. Gleichermaßen wollen wir Kunden auf uns Aufmerksam machen, die bereits Kunst sammeln und durch eine Kooperation wie diese in Erwägung ziehen, dies auch online zu tun.
So findet der Verkauf (egal ob bei digitaler oder physischer Präsentation) konsequent Online statt. Über einen QR-Code lassen sich die ausgestellten Werke in wenigen Klicks online über misa.art erwerben – ob mit Paypal, Kreditkarte oder Krypto.

Gibt es noch ähnliche Kooperationen mit anderen Händlern?

Zunächst einmal soll die Kooperation fortgesetzt und vor allem in Köln ausgebaut werden.

Zur Art Cologne im November findet sich die Kunstwelt in Köln wieder. Dieser Termin ist ein perfekter Aufhänger für ein weiteres Event, über das man ein kunst- und modeaffines Publikum gewinnen kann.

Wie wird die Plattform misa.art grundsätzlich angenommen?

Die Idee, mit Künstlern zu kooperieren, statt (wie im Falle einer klassischen Galeriezusammenarbeit) diese fest an sich zu binden, wird aus Künstler- und Käufersicht sehr positiv aufgenommen. Künstler:innen können sehr viel freier arbeiten, Kunden hingegen kommen endlich an Werke, die anderswo schnell vergriffen sind.

Als Artist Plattform arbeiten wir sehr eng mit den Künstler:innen zusammen und entwickeln gemeinsam Ideen, wie beispielsweise ergänzend zu einem physischen Werk noch ein NFT oder eine Edition anzubieten. Die unmittelbare Nähe bereichert die Zusammenarbeit enorm und lässt viel Raum für Kreativität.

Wie funktioniert misa.art im internationalen Markt?

Als Artist Plattform mit einem sehr international aufgestellten Künstlerprogramm, hat misa.art von Haus aus eine große Reichweite.
Das Online-Geschäft mit Kunst dehnt sich weiter aus, wir merken v.a. in den USA, dass eine hohe Nachfrage nach Plattformen wie unserer vorhanden ist.

Viele Kunden müssen natürlich noch das Vertrauen aufbauen, Kunst online zu kaufen, ohne das Werk tatsächlich physisch gesehen zu haben – das ist aus unserer Sicht aber nur eine Frage der Zeit.

Dieses Interview mit Katja Andreae wurde schriftlich geführt.

Fotos: Annika Feuss

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