Pop-up Store statt Galerie für Andrea Zittel in Berlin
Die Berliner Galerie Sprüth Magers präsentiert die Objekte der amerikanischen Künstlerin Andrea Zittel in einem Pop-up Store. Werke mit praktischem Nutzen lautet das bescheidene Credo der renommierten, weltweit ausstellenden Künstlerin, deren Idee von Gemeinschaft und Nachhaltigkeit bereits seit dreißig Jahren zeitgemäß ist.
Ist Andrea Zittel aus der Zeit gefallen oder ihr einfach immer voraus? Bereits Mitte der 1990er Jahre, noch in New York lebend, entwickelte die Bildhauerin aus der eigenen Platznot heraus die „Living Units“. Grundform war eine Box aus Gitterstäben, in die Sitz-, Schrank- und Regalelemente ein gehangen wurden und ein Hochbett als Dachkonstruktion diente. Die so entstandenen Wohnobjekte erfreuten sich großer Beliebtheit und machten Zittel AZ bekannt. Sie gründete die A-Z Administration und lieferte neben ihrer Wohn-Kunst auch den „ultimativen Luxusartikel, nämlich menschliche Kontakte“. Die Living Units bekamen Zuwachs in Form von sog. Reinigungskammern zur Körperhygiene oder Tischen mit in der Platte eingearbeiteten Speisemulden. Es mutet gleichermaßen spartanisch-traditionell wie furios-futuristisch an – sind doch 25 Jahre später Micro-Appartements und Tiny-Häuser ein großes Thema. Individuell eingerichtete Flucht-Vehikel, ihr Beitrag zur Documenta 1997, haben ebenfalls einen auffallend aktuellen Bezug.
Einfache Lösungen und autonome Räume
Die 1965 in Kalifornien geborenen Installationskünstlerin studierte Bildhauerei und ist bekennender Bauhaus-Fan. Zittel will herausfinden, was Menschen zum Leben brauchen, möchte dazu beitragen, dass sie sich von Zwängen lösen, um einfache Lösungen zu finden. Bewusst verschiebt sie die Grenze zwischen Leben und Kunst, will autonome Räume schaffen. Sollten Kunsthistoriker ferner Zeiten einmal “über unsere Epoche schreiben, wird das viel mit Gegenständen unserer Alltagskultur zu tun haben“, ist Zittel überzeugt. Vielleicht steht sie einfach außerhalb der Zeit und verwebt Tradition mit einer radikalen Zukunftsvision.
Seit 2000 lebt und arbeitet sie in der kalifornischen Mojave Wüste in der Nähe des Joshua Tree National Park Joshua-Tree-Nationalpark (U.S. National Park Service) . Mit dem Atelier A-Z West hat sie eine Gemeinschaft von Künstlern:innen geschaffen, die nach vorgegebenen nachhaltigen Richtlinien, aber individueller Interpretationen, Kleidungsstücke weben. Diese sind nun, genauso wie die ausschließlich von ihr verwendeten Keramikschalen A-Z Containers in allen Größen und unterschiedlichen Texturen, Formen und Mustern, im Pop-Up Store bei Sprüht Magers Window in Berlin zu haben. Präsentiert werden sie in offenen Fächern, die in die holzverkleideten Wände eingelassen wurden, sowie in Bücherschränken mit geöffneten Glastüren. Das Konzept ist ein älterer Entwurf von Rosemarie Trockel und Thea Djordjadze. Alle Einnahmen, die durch den Verkauf von A-Z West Works erzielt werden, finanzieren das nachhaltig geführte Studio und unterstützen die in der Wüste ansässigen Künstler:innen.
Andrea Zittel: A-Z West Works, Pop-up Store,
4. und 11.12.2021, 11–18h.
Weitere Termine werden noch bekannt gegeben.
Sprüth Magers Window, Oranienburger Strasse 18, 10178 Berlin
Fotos: Ingo Kniest
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